Wenn einer stirbt, was bleibt dann von ihm zurück? Nur ein wenig Kalzium, Kohlenstoff und etwas Phosphat? Das, was einen Menschen ausmacht, Träume, Hoffnungen, eine Geschichte, löst sich das alles ins Nichts auf? Christen beantworten solche Fragen eindeutig mit einer ganzen Reihe von Festtagen und Riten, die alle Eines gemeinsam haben: sie wollen eine Erinnerungskultur wach halten.
Christen verabschieden ihre verstorbenen Angehörigen im Rahmen eines Gottesdienstes. Sie gehen nach der Beerdigung immer wieder zum Friedhof, schmücken die Gräber der Angehörigen, stellen vielleicht ein Licht auf, besonders an wichtigen Tagen.
Stellt sich die Frage, wie es mit solcherlei Erinnerungsriten bestellt ist in einer Zeit sich wandelnder Bestattungskultur. Anonyme Beisetzungen verändern das Bild der alten Friedhöfe. Rasenfelder ersetzen die traditionellen Familiengräber. Neue Bestattungs- und Trauerorte kommen hinzu: Friedwälder, wo die Asche von Verstorbenen neben einem Baum bestattet wird, oder Aschestreuwiesen, auf denen die Überreste einer Person im Wind verfliegen.
Wir sind der Ansicht: Man schlachtet keine heiligen Kühe, wenn die Kirchen sich der gewandelten Kultur anpassen. Veränderte Bestattungsformen erfordern veränderte Riten. Was aber unaufgebbar ist: Eine Kultur der Erinnerung zu wahren. Der Anonymisierung eine Würdigung der Persönlichkeit des Einzelnen gegenüberzustellen. Der Flüchtigkeit des Vergessens ein Festhalten am Gedenken.
Ob dieses Gedenken in der Kirche oder auf dem Friedhof, vor einem Einzelgrab oder auf dem anonymen Grabfeld stattfindet, ist nicht so wichtig. Wichtig ist das Gedenken selbst. Als unverzichtbares Zeichen der Würdigung und der Wertschätzung. Das Erinnern hält daran fest: jeder Mensch bleibt in seiner Einzigartigkeit vor Gott bewahrt.